OSIRIS Solutions
Über uns

Warum wir OSIRIS entwickelt haben

Julia Koblitz
#intro#OSIRIS#storytime

Es begann mit einem Problem. Ist es nicht meistens so? Eigentlich auch ein ganz einfaches und tatsächlich auch recht alltägliches Problem. Ich denke, in vielen Firmen und Instituten ist es so: einige Prozesse sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Bei uns war das nicht anders, besonders die Verwaltung der Literatur und der wissenschaftlichen Aktivitäten basierte bis 2022 auf komplizierten Excel- und EndNote-basierten Prozessen. Besonders die einmal im Quartal rumgeschickten Excel-Listen, über die von den Forschenden alle durchgeführten Aktivitäten abgefragt wurden, haben auf keiner Seite Begeisterungsstürme hervorgerufen. Das Controlling, das die Tabellen vorbereiten, rumschicken und zusammenführen musste, fand sie genauso scheußlich wie die Forschenden, die sie ausfüllen mussten.

Als Wissenschaftlerin habe ich das von beiden Seiten mitbekommen: ich selbst musste einmal im Quartal meine Publikationen, Vorträge, Reviews, Poster, usw. in die verhasste Tabelle eintragen und mein Mann, der für das Controlling zuständig ist, hat sich über die Tabellen und die endlose manuelle Arbeit beschwert. Verständlich, denn es mussten ja die zurückgeschickten Tabellen irgendwie manuell zusammengeführt werden. Wenn überhaupt etwas zurückgeschickt wurde.

Da ich selbst viel im Bereich Digitalisierung arbeite und mich mit User Interfaces, Web-Entwicklung und Automatisierung gut auskenne, habe ich mir immer gedacht: “Das muss doch auch einfacher gehen.” Doch bei den auf dem Markt vorhandenen Systemen gab es immer irgendeinen Beigeschmack. Zu unflexibel. Zu hoher Personalaufwand. Zu hohe Kosten. Und für meinen Mann und seinen damaligen Kollegen das Wichtigste: es fehlten oftmals essenzielle Aspekte, wie zum Beispiel die Quartal-zentrierte Berichterstattung.

Also wenn man es genau betrachtet, habe ich OSIRIS für meinen Mann entwickelt. Dabei war der Anfang noch ganz unbedarft. An einem verregneten Sonntagnachmittag im April 2022 ist auf unserem Sofa der erste Prototyp entstanden. Der hieß damals noch Research Report, basierte auf einer SQL-Datenbank und konnte wahrlich nicht viel. Eigentlich nur eine wichtige Sache: man konnte DOIs eingeben und die Daten dazu automatisch aus CrossRef einlesen. Natürlich konnte man auch Aktivitäten speichern und durchsuchen und auch automatisch formatieren. Doch das automatische Einlesen war der wesentliche Punkt, denn das allein hatte schon einen riesigen Effekt. Mit so wenig Aufwand hatte ich etwas geschaffen, das Lust auf mehr machte. Durch den Grad der Automatisierung fiel es bereits jetzt bei meinem Mann auf fruchtbaren Boden.

In wenigen Wochen habe ich immer wieder an dem Prototypen herumgebastelt. Es stellte sich schnell heraus, dass SQL nicht das Richtige ist – viel zu starr und unflexibel. Bei so einer Vielzahl an verschiedenen Aktivitäten; Publikationen, Poster, Vorträge, Reviews, Gremienmitgliedschaften, Gäste, Lehre, usw.; hätte es eine Vielzahl von Tabellen benötigt und es wäre unglaublich viel Aufwand gewesen, sie zu pflegen und zu bearbeiten. Von den Joins, die nötig gewesen wären, um eine Profilseite zu erzeugen, mal ganz abgesehen. MongoDB erwies sich schnell als Datenbank der Wahl und im Nachhinein betrachtet lagen wir damit goldrichtig. Dank MongoDB und einer cleveren Programmierung (ohne mich selbst zu loben), ist das System innerhalb kürzester Zeit enorm gewachsen.

Bald musste dann auch ein neuer Name her. Das war tatsächlich eine schwere Geburt, wie man so schön sagt. Ich habe sicher länger über den Namen nachgedacht, als ich für den ersten Prototypen gebraucht habe… Doch am Ende war nach vielem Herumprobieren eine Entscheidung getroffen. OSIRIS sollte das System heißen. Open, Smart & Intuitive Research Information System. Und die Open Source-Fanatiker unter euch haben es vielleicht schon erraten: das OSI in OSIRIS ist natürlich eine Anlehnung an die Open Source Initiative. Denn zu diesem Zeitpunkt stand für mich schon fest: OSIRIS wird ein Open Source-Projekt werden. Ich bin ein sehr großer Verfechter der Open Source-Gemeinde, nutze selbst viel Open Source-Software, schaue auch gern mal in den Quellcode, um zu verstehen, wie die Dinge funktionieren und nutze kollaboratives Coden so wie die Hilfeforen auf Github. So musste auch OSIRIS natürlicherweise Open Source sein.

Nur um das noch einmal festzuhalten: OSIRIS war zu diesem Zeitpunkt (Mitte bis Ende 2022) noch ein Spaß-Projekt, das erst langsam aber sicher ernst wurde. Wir haben eine kurze Testphase mit Forschenden durchgeführt und das System kam gut an. Feedback wurde eingearbeitet, Bugs wurden ausgebessert. OSIRIS bekam immer mehr Fokus auf die Bedürfnisse der Forschenden, was letzten Endes für eine große Akzeptanz sorgte. Und dann haben sich die Ereignisse irgendwie überschlagen. Anfang 2023 kam das Okay von der administrativen Leitung. Dann haben wir OSIRIS auf einer Betriebsversammlung im Januar vorgestellt. Der in 2023 beginnende Evaluierungszeitraum trieb uns zur Eile. Plötzlich wurde unser kleines Freizeitprojekt in der DSMZ ausgerollt und die Forschenden haben ihre Aktivitäten in OSIRIS eingetragen. Das Feedback dabei war überwältigend und hat mir weiteren Aufwind bei der Programmierung gegeben. Entwickelt habe ich trotzdem nur in meiner Freizeit, denn zu dieser Zeit nahm meine Forschungsarbeit ebenfalls noch mehr Fahrt auf und es bildete sich eine Rolle als Arbeitsgruppenleiterin für mich ab.

Ich erinnere mich gut, wie ich dann plötzlich gefragt wurde, ob OSIRIS eine Webseite hätte. Mein Mann und sein Kollege wollten OSIRIS als unser genutztes Forschungsinformationssystem bei der Leibniz-Gemeinschaft melden und brauchten dafür diese Information. Ich sagte damals: “Noch nicht, kann ich aber machen” und zimmerte am Wochenende die erste [OSIRIS-Webseite] zusammen. Und dann haben wir OSIRIS bei Leibniz gemeldet. Ich hätte ja nicht ahnen können, was das für Wellen schlagen würde.

Im April 2023, also genau ein Jahr nach meinem ersten Prototypen, wurde ich dann von der CRIS-Initiative der Leibniz-Gemeinschaft angefragt, ob ich vielleicht einen kleinen Vortrag über unser CRIS im Rahmen ihrer Workshop-Reihe halten würde. Ich erinnere mich gut, der Fokus des Workshops war der Einsatz des CRIS im Berichtswesen. Es gab einen Vortrag zum proprietären CRIS Pure von Elsevier und zu einem anderen selbst-entwickelten CRIS, das aber etwas altbackener und umständlicher daher kam und nach eigener Aussage der vorstellenden Person nicht mehr ihren Wünschen entspräche. Und dann habe ich OSIRIS vorgestellt. Der Fokus lag auf dem Berichtswesen, doch danach wurden mir nur Fragen zu OSIRIS selbst gestellt. Ich erinnere mich gut, wie jemand sich nur zu Wort gemeldet hat, um zu erklären, er sei ja geflasht, was wir hier grade “aus dem Hut gezaubert” hätten. Das Feedback war unglaublich und hat die Entwicklung von OSIRIS weiter beflügelt. Plötzlich war OSIRIS mehr als nur ein System, das ich für meinen Mann oder mein Institut entwickelt habe.

In den kommenden Monaten habe ich OSIRIS immer mehr auf Flexibilität weiterentwickelt. Zum ersten Mal lag der Fokus darauf, dass auch andere Institute es nutzen konnten. Der große Teil der Flexibilität, nämlich dass man Aktivitäten frei konfigurieren kann, ist in den zwei Monaten nach diesem Workshop entstanden. Im Laufe des restlichen Jahres habe ich OSIRIS noch ein weiteres Mal in einem Vortrag zu Open Source bei Leibniz präsentiert und war dann auch auf den CRIS-Tagen in Berlin vertreten. Ich muss auch sagen, es hat mir irre viel Spaß gemacht und ich bin gemeinsam mit OSIRIS an diesen Aufgaben gewachsen.

Wenn ich jetzt auf diese recht rasante Entwicklung der Ereignisse zurückblicke kann ich sagen, ja, ich habe OSIRIS für meinen Mann entwickelt. Es sollte ihn bei seiner täglichen Arbeit unterstützen und ihm möglichst viel Arbeit abnehmen. Ich habe es aber auch für mich selbst entwickelt. Deshalb findet es viel Akzeptanz bei Forschenden: es ist von einer Wissenschaftlerin entwickelt worden und wer kennt ihre Bedürfnisse besser? Ich habe es auch für die Institute entwickelt. Besonders für die kleinen Institute, die keine Kapazitäten und kein Geld haben, um es selbst zu tun oder die mit den vorhandenen Systemen die gleichen Probleme haben wie wir sie hatten.

Doch sind wir mal ganz ehrlich: der Grund warum OSIRIS so gut ist, hat nichts damit zu tun, warum ich es entwickelt habe. Vielmehr hat es etwas damit zu tun, wie viel Spaß ich dabei hatte. Das Interface zu bauen, sich Feedback einzuholen, Icons auszusuchen, Probleme möglichst geschickt zu lösen, sich Errungenschaften auszudenken und das System dabei immer und immer wieder neu zu erfinden, alles über den Haufen werfen und es immer und immer wieder ein kleines Stück besser zu machen. Und am Ende die Begeisterung der Nutzenden als Feedback zu bekommen. Das treibt mich an und das macht OSIRIS so gut. Und ich freue mich schon riesig darauf, was wir in Zukunft noch entwickeln werden.

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